Das historische Schachdorf Borstendorf
Beschreibung:
Am Fuße des Erzgebirges, unweit des Schlosses Augustusburg, liegt das Waldhufendorf Borstendorf.
Borstendorf verfügt über eine grandiose Geschichte – war doch dieser Ort einst der Hauptsitz der Schachbrettherstellung weltweit!
Im Jahre 1871 begann mit einer ersten Fabrik die Herstellung der Schachbretter mit seinen Schachfiguren. Es entstanden zahlreichen florierende Schachspielmanufakturen.
Die letzten Schachbretter wurden 1991 hergestellt.
Geschichte:
- Borstendorf wurde 1378 im Schellenberger Zinsregister (Borsendorff) erstmalig erwähnt und war bis 1500 war ein reines Bauerndorf. Durch das aufkommende Handwerk und den Handel, sowie der Flößerei und Köhlerei entwickelte sich das Dorf zusehends. 1687 wurde Michael Morgenstern als erster Geigenbauer in den Kirchenbüchern erwähnt. Bald hatte Borstendorf 20 Geigenbauer, wovon noch heute einige gut erhaltene Fachwerkhäuser zeugen.
- Aufgrund des aufstrebenden Instrumentenbaus in Klingenthal sowie Markneukirchen verlor der Instrumentenbau Mitte des 19.Jh zunehmend an Bedeutung und man suchte nach Aufträgen und Alternativen für die Familienbetriebe.
- Ein Großauftrag der Leipziger Messe 1870, welche die Borstendorfer Spielzeughersteller mitbrachten, entstanden 1871 die erste Schachfabrik Ernst Wittig und 1872 K.P. Uhlig. Nach und nach gab es 5 Schachbrettfabriken im Ort.
- Durch die Vielfalt der Artikel wie Schachbretter, Damebretter, Halma, Mühle, Schachtische, Reiseschach, Spielkassetten, Blindenschach uvm. erhielt Borstendorf immer mehr Aufträge. Es wurde in viele Länder exportiert: von Frankreich bis nach Australien, Schweiz, Benelux-Staaten, sowie allen skandinavischen Ländern bis in den USA.
- Borstendorf wurde der Hauptsitz der Dame- und Schachbrettherstellung in der Welt!
- In den 20er Jahren stieg der Bedarf an Schachbrettern und dadurch auch an Schachfiguren. Diese wurden durch mehrere Schnitzer des Ortes, vorwiegend in Heimarbeit gefertigt.
- In Hochzeiten produzierte die „Dame-und Schachbrettfabrik K.P. Uhlig“ 7000 Schachsätze pro Monat!
- 1937 wurde Schach als Pflichtfach in der Borstendorfer Schule eingeführt. Bis zum Ende der DDR war Borstendorf Alleinhersteller von Schachspielen. K.P.Uhlig schloss 1991 als letzte Schachbrettfabrik des Dorfes seine Pforten.
—>Informationen zur Geschichte der einzelnen ehemaligen Schachbrettfabriken finden Sie jeweils an den “Historischen Häusertafeln” vor Ort!
Erhaltung der Geschichte:
Um etwas Nachhaltiges hinsichtlich der Borstendorfer Geschichte zu hinterlassen, wurde 2012 der sogenannte “Schachwanderweg” eingeweiht. Es ist ein wundervoller Rundwanderweg, der um den Ort herum führt. Alternativ gibt es Wanderrouten auch in den Ort hinein. Mehrere Varianten sind somit wunderbar wanderbar! Um den Ort herum bieten sich zauberhafte Ausblicke und Rastplatzmöglichkeiten. Im Ort selbst führt es an dem einen oder anderen historischen Gebäude vorbei.
Das Beste daran ist – der Wanderweg ist mit einem kompletten Spielzug von Schachfiguren bestückt. Somit kann ein jeder die 16 Figuren bestaunen. Historische Tafeln erzählen dazu so einiges Wissenswertes zur Geschichte der Schachbrettherstellung.
Wanderung auf dem “Schachwanderweg”:
Nachfolgend die Übersicht des Schachwanderwegenetzes:
Parkmöglichkeiten stehen in Borstendorf kostenfrei zur Verfügung.
Empfehlenswert ist, die Wanderung am Wanderparkplatz am Flöhatal zu beginnen.
Rundwanderweg: kompletter Rundweg 15 km | Wandervarianten frei wählbar | kürzere Wanderung möglich | gut befestigte breite Wege | vollständig ausgeschildert